Die Sprache des schwarz-roten Koalitionsvertrags 2018


Wie verständlich ist der Koalitionsvertrag von Union und SPD? Gibt es Verständlichkeits-Unterschiede zwischen den Themen im Koalitionsvertrag? Welche Besonderheiten in der eingesetzten Sprache fallen auf? Mit diesen Fragen beschäftigt sich unsere aktuelle Studie. Sie finden die Studie hier.

 

Die zentralen Ergebnisse:

  • Der schwarz-rote Koalitionsvertrag 2018 ist in erster Linie ein Dokument von Experten für Experten. Mit einem Wert von 5,7 Punkten auf dem Hohenheimer Verständlichkeitsindex ist der Koalitionsvertrag sprachlich fast so komplex wie eine politikwissenschaftliche Doktorarbeit. Für Laien ist er nur schwer verständlich.
  •  Der Koalitionsvertrag ist außerdem unverständlicher als die Wahlprogramme der daran beteiligten Parteien. Das Programm der Union erreichte 10,8 Punkte, das der SPD 8,4 Punkte.
  • Die einzigen Aussagen im Koalitionsvertrag, die mehr als 10 Punkte erreichen, sind die Aussagen der Kategorie „Einleitung und Leitgedanken“. Alle anderen Themen bleiben unter 7 Punkten. Formal am unverständlichsten sind die Aussagen zum Themenbereich „Deutsche Geschichte“.
  • Was für den Koalitionsvertrag insgesamt gilt, trifft auch auf sämtliche Themenbereiche zu: Die Verständlichkeit sämtlicher Themenbereiche im Koalitionsvertrag liegt unter dem Verständlichkeitsniveau entsprechender Themenbereiche in den Wahlprogrammen der Koalitionspartner.
  • Die häufigsten Verstöße gegen Verständlichkeits-Regeln: Fremdwörter und Fachwörter, Wortkomposita und Nominalisierungen, Anglizismen und „Denglisch“, lange „Monster- und Bandwurmsätze“.
  • Sprachlich steht im Mittelpunkt des Koalitionsvertrags „Deutschland“. Auffällig ist die positive Wortwahl: Die Koalition will „fördern“, „unterstützen“, „stärken“, „weiterentwickeln“, „verbessern“ und „schaffen“. Es treten auch besonders hervor die „Digitalisierung“ und „Unternehmen“, ebenso wie „Europa“, der „Bund“ und die „Kommunen“.
  • Wichtig: Die von uns gemessene formale Verständlichkeit ist natürlich nicht das einzige Kriterium, von dem die Güte eines Koalitionsvertrags abhängt. Deutlich wichtiger ist der Inhalt. Unfug wird nicht dadurch richtig, dass er formal verständlich formuliert ist. Und unverständliche Formulierungen bedeuten nicht, dass der Inhalt falsch ist. Formale Unverständlichkeit stellt aber eine Hürde für das Verständnis der Inhalte dar. In unserer Analyse konzentrieren wir uns auf die formale Verständlichkeit. Den Inhalt bewerten wir nicht.