Stadt-Umland-Bahn Nürnberg-Erlangen-HZA
Ziele
Das Ziel des Forschungsprojektes bestand in der Analyse des Konfliktes rund um das Infrastrukturprojekt der Stadt-Umland-Bahn (kurz: StUB) – ein schienengebundenes Verkehrssystem zur besseren Anbindung der drei Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach.
In Bezug auf den Konflikt untersuchte die Projektgruppe folgende Aspekte:
- Wie ist der Konflikt bisher verlaufen?
- Welche Themen sind innerhalb des Projekts relevant?
- Welche Akteursgruppen treten im Konflikt auf? Und welche Positionen vertreten sie?
- In welcher Beziehung stehen die Akteure zueinander?
Darüber hinaus wurde die Kommunikation der Akteure analysiert:
- Welche Kommunikationsmaßnahmen und -kanäle nutzen die Akteure?
- Wie wird die Kommunikation der einzelnen Akteure von anderen Akteuren wahrgenommen?
- Wie nehmen Akteure die Medienberichterstattung zur Stadt-Umland-Bahn wahr?
Ein besonderer Fokus der Untersuchungen lag zudem auf der Bürgerbeteiligung in Form eines Dialog-Forums. Hier wurden folgende Fragen untersucht:
- Wie nehmen die Akteure die Medienberichterstattung zum Dialog-Forum wahr?
- Welche Akteure greifen welche Themen während des Dialog-Forums auf?
- Inwiefern gestaltet sich die Kommunikation der Akteure bei dem Dialog-Forum als deliberativer Prozess?
- Wie werden das Dialog-Forum und die Diskursqualität in der Medienberichterstattung dargestellt?
- Was sind Erwartungshaltungen der Akteure? Und wie schätzen diese die Diskursqualität im Nachgang ein?
Methoden
Zur Untersuchung und Bearbeitung der kommunikativen Maßnahmen und Konflikte rund um das Infrastrukturprojekt der Stadt-Umland-Bahn entschied sich die Projektgruppe für eine Kombination aus verschiedenen Methoden. Anfangs fand eine offene Recherche (= Desk Research) über den Untersuchungsgegenstand statt. Dabei wurden verfügbare Online-Publikationen zum Konfliktfall gesammelt, analysiert und systematisiert, um den Projektverlauf und -status sowie relevante Ereignisse und Akteure zu identifizieren.
Um die verschiedenen Sichtweisen, Einstellungen sowie die Hintergründe der beteiligten Konfliktparteien genauer nachzuvollziehen, wurden daraufhin leitfadengestützte Interviews mit 12 Vertretern der relevanten Akteursgruppen geführt.
Im Zentrum der Untersuchung stand das Dialog-Forum am 18. Dezember 2017 in Herzogenaurach. Diese gilt als Auftaktveranstaltung zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen. Um den deliberativen Charakter des Konfliktes zu untersuchen, wurde die Auftaktveranstaltung des StUB-Forums live beobachtet. Im Anschluss wurde überprüft, inwieweit die Kommunikation der verschiedenen Akteure mit den normativen Anforderungen an Deliberation übereinstimmt.
Dazu begleitend wurden Online-Artikel über dieses Dialog-Forum sowohl vor als auch nach der Veranstaltung analysiert. Durch diese qualitative Analyse der Medienberichterstattung von Online-Artikeln vor und nach dem Dialog-Forum wurde erfasst, inwiefern die Medien über das Dialog-Forum der Stadt-Umland-Bahn und die Diskursqualität berichteten.
Im Anschluss an das Dialog-Forum folgte eine schriftliche Abfrage der Einschätzungen der Diskursqualität mit den Vertretern der relevanten Akteursgruppen. Befragt wurden die Interviewpartner bzw. die Vertreter der Interessengruppen, die am Dialog-Forum teilnahmen. Hierzu erklärten sich vier der angefragten 12 Personen bereit.
Ergebnisse
Die Konfliktanalyse bezüglich des Infrastrukturprojektes der Stadt-Umland-Bahn zeigte, dass der Konflikt um die StUB ein Fall mit langer Konflikthistorie (bestehend seit den 1970er Jahren), vielen Wendungen, zahlreichen Akteuren sowie einer hohen Themenvielfalt ist. Der Fall erfordert somit ein hohes Maß an kommunikativen und dialogischen Maßnahmen.
Grundsätzlich ist das „ob“ bezüglich der StUB jedoch bereits beschlossene Sache. Im Jahr 2018 geht es weiter mit dem „wie“, also der konkreten Ausgestaltung der Streckenplanung.
Die Analysen zeigen, dass in Sachen Kommunikation besonders im Vorfeld des Bürgerentscheids zu der Stadt-Umland-Bahn von beinahe allen Akteuren viel Aufwand betrieben wurde, um den eigenen Standpunkt zu verbreiten. Der Zweckverband der StUB stellte sich hierbei aufgrund seiner Presse- und Informationsarbeit sowie der Bürgerbeteiligung als ein zentraler Kommunikator heraus.
Bezüglich der Bürgerbeteiligung bei dem Dialog-Forum konnte festgestellt werden, dass die untersuchte Diskursqualität im Sinne des Deliberationskonzeptes nach Fuchs (2014) (vorerst) nicht gegeben ist, da die Aspekte der Deliberation im Zuge dieser Auftaktveranstaltung nicht ausreichend erfüllt wurden. Weiterhin konnte eine neutrale bis positive Medienberichterstattung sowohl vor als auch nach dem Forum beobachtet werden.
Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe
Carolin Bieller
Christina Drexler
Monika Paikert
Julia Schabelt
Nadja Walz