Nord-Ost-Ring Stuttgart
Ziele
Der Nord-Ost-Ring ist ein Verkehrsinfrastrukturprojekt, das verschiedene Planungsvarianten zur Verbindung der Bundesstraße 27 und der Bundesstraße 14 im Norden und Osten von Stuttgart umfasst. Vorhabenträger sind der Bund sowie das Bundesland Baden-Württemberg. Das Projekt ist besonders, da es seit rund 50 Jahren noch immer in der Vorplanungsphase steckt und mittlerweile eine Bandbreite an alternativen Lösungen existiert, die jedoch sehr kontrovers diskutiert werden. Eine davon ist die Tunnellösung der Initiative Landschaftsmodell Nord-Ost-Ring, die aus dem Zusammenschluss der vier Unternehmen Lapp Holding AG, Andreas Stihl AG & Co. KG, Trumpf GmbH & Co. KG sowie der Robert Bosch GmbH entstand. Die Initiative setzt sich unter Leitung von Dr. Rüdiger Stihl für den Bau des Nord-Ost-Rings als Tunnelvariante ein.
In unserer kommunikationswissenschaftlichen Analyse konzentrieren wir uns auf folgende vier Forschungsfragen:
- Wer sind die Stakeholder in diesem Konflikt?
- Welche Themen und Interessen haben diese?
- Welche Kommunikationsinstrumente & -stile werden angewendet?
- Wie wird die Kommunikation zwischen den Akteuren wahrgenommen?
Ziel ist es, die Forschungsfragen möglichst umfassend zu beantworten und die Kommunikationsstrategie der Befürworter und Gegner inklusive ihrer Argumente herauszuarbeiten.
Methode
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde eine Methoden-Kombination aus Inhaltsanalysen und Experteninterviews gewählt. Zunächst fand eine klassische Recherche und das Sammeln von Fakten statt. Im nächsten Schritt wurde ein Blick auf die Websites der Akteure geworfen und eine Inhaltsanalyse durchgeführt. Auch wurde deren formale Verständlichkeit mittels des Hohenheimer Verständlichkeitsindex (HIX) gemessen. Daraufhin folgte die Inhaltsanalyse der regionalen Berichterstattung, ebenso wie der Videos des Faktenchecks unter der Moderation von Team Ewen. Mit den gesammelten Ergebnissen konnten umfangreiche und sich erweiternde/verändernde Themen-Landkarten zur besseren Übersichtlichkeit der Argumentationen erstellt werden. Weiterhin wurden qualitative Experteninterviews im Zeitraum vom 5. Januar bis 29. Januar 2021 über Zoom durchgeführt mit sieben Akteuren, die von uns als Hauptakteure innerhalb des Konflikts herausgearbeitet wurden. Dazu zählen: die Initiative Landschaftsmodell Nord-Ost-Ring (vertreten durch Philipp Kreil), Andreas Hesky (Stadt Waiblingen), Sabine Laartz (Stadt Fellbach), Joseph Michl (ARGE Nord-Ost e.V.), Jörg Schiller und Dr. Michael Weigele (Gewerbeverein Oeffingen e.V.), Thomas Durchdenwald (Lokalredakteur) und Dr. Christoph Ewen (Team Ewen). Die Analyse und Auswertung erfolgte mittels MAXQDA. Nach der Auswertung konnten die Ergebnisse in einen theoretischen Hintergrund eingeordnet werden, der beispielsweise Bezug auf die Erstellung von Frames und die Einordnung der Proteste ermöglicht.
Ergebnisse
Der Nord-Ost-Ring ist ein höchst umstrittenes Projekt. Dies ist zum einen auf die lange Projektdauer zurückzuführen, aber auch auf die große Anzahl der Akteure, die je nach Standort oder Partei unterschiedliche Interessen haben. In der Debatte um den Nord-Ost-Ring stehen sich vor allem Ökonomie und Ökologie gegenüber. Während Stuttgart schon seit Jahren mit einem hohen Kfz-Verkehrsaufkommen zurechtkommen muss und viele Ortsdurchfahrten überlastet sind, gibt es gleichzeitig in der Region Böden von höchster Qualität, deren Schutz sich zahlreiche Akteure verschrieben haben. Die Akteure des Nord-Ost-Rings greifen die Grundfrage nach der „Zukunft der Mobilität“ auf: Während die einen den Wirtschaftsraum und die Zukunftsfähigkeit der Region im Blick haben, konzentrieren sich die anderen auf den Arten- und Klimaschutz, das Bodenmanagement und die hohe Bedeutung von Freiflächen. Da es zudem auch eine Uneinigkeit innerhalb der Landesregierung gibt, sieht sich aktuell niemand in der Verantwortung, das Projekt final umzusetzen.
Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe
Franziska Högg
Ronja Kneißl
Annika Stuke
Katharina Wagner
Leonie Wendel