Keltersiedlung Stuttgart
Ziele
Ziel des Forschungsprojektes ist es, den Konflikt um den geplanten Abriss der Keltersiedlung in Stuttgart-Zuffenhausen zu analysieren und mögliche Anhaltspunkte in der Kommunikation der Akteure zu identifizieren, die zum Konflikt beitragen. Zunächst werden in der Analyse die relevanten Akteure und ihre Positionen ermittelt sowie die Art und Weise der Vermittlung dieser Positionen untersucht. Auch wird erfasst, wie die betroffenen Anwohner die Kommunikation der verschiedenen Akteure wahrnehmen und bewerten. In der Gesamtbetrachtung ermittelt das Projektteam außerdem, inwiefern Framing in der Debatte um die Keltersiedlung verwendet wird.
Methoden
Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden fünf Methoden kombiniert:
- Anhand leitfadengestützter Interviews mit Experten aus den verschiedenen Akteursgruppen werden die Positionen und relevanten Themenfelder des Konflikts ermittelt. Außerdem wird analysiert, auf welche Art und Weise die Botschaften vermittelt werden sowie Hinweise auf mögliche Framing-Konstrukte identifiziert.
- Es werden Leitfadeninterviews mit Mietern der Keltersiedlung geführt, um deren Sicht auf den Konflikt sowie die Kommunikation der Akteure zu erhalten. Die Interviews geben Aufschluss über die genutzten Informationsquellen, die Bewertung der Informationen und das tatsächliche Informationsbedürfnis der Betroffenen vor Ort.
- Diese Aspekte werden durch eine standardisierte Befragung unter betroffenen Mietern und Anwohnern nochmals abgefragt. Zusätzlich werden Fragen zu den zuvor identifizierten Frames gestellt, um zu analysieren, wie diese von den Betroffenen wahrgenommen werden.
- Eine Medieninhaltsanalyse zeigt, welche Frames in der Medienberichterstattung über die Keltersiedlung aufgegriffen werden.
- Hinzu kommt eine Messung und Bewertung der Verständlichkeit der Kommunikationsmittel der beiden Hauptakteure SWSG und Mieterinitiative mit Hilfe der Verständlichkeitssoftware TextLab.
Ergebnisse
Im Zentrum des Konflikts um die Keltersiedlung steht das Thema soziale Gerechtigkeit. Die Debatte verläuft auf zwei unterschiedlichen Ebenen: Zum einen argumentieren SWSG, die Mehrheit der Politiker und die Verwaltung auf gesamtstädtischer Ebene (Makro-Ebene). Für sie wird durch den Neubau zusätzlicher Wohnungen die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Stuttgart insgesamt verbessert und folglich für alle Bürger sozial gerechter. Die SWSG hat zwar keine politische Entscheidungsmacht über städtische Projekte, wird aber als Bauträgerin und aufgrund ihrer Kommunikation mit den betroffenen Mietern als verantwortlicher Akteur wahrgenommen. Die dahinterstehenden politischen Entscheidungsträger kommunizieren selbst nicht aktiv im Konflikt. Dadurch entstand zusätzlicher Raum für Konflikte um das Neuordnungsprojekt. Die Mieterinitiative als Vertretung der betroffenen Mieter kommuniziert zum anderen vor allem auf der individuellen Ebene der einzelnen Mieter (Mikro-Ebene), die aus ihrer Sicht ungerecht behandelt und sozial benachteiligt werden. Die Mieter vor Ort fühlen sich mitunter machtlos und sind der SWSG und den meisten Parteien gegenüber sehr misstrauisch. Dieses Misstrauen mündet in Widerstandsreaktionen. So entsteht ein festgefahrener Konflikt, in dem eine zielführende Diskussion kaum mehr möglich ist.
Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe
Inga Frey
Philipp Morath
Florian Pitschel
Isabel Schneider
Tiziana Schuster
Katja Walter