Neubau der Justizvollzugsanstalt in Rottweil (Esch): Kommunikations-Frames


Ziele

Die Arbeit analysiert die Kommunikation rund um den Konflikt zum Neubau der Justizvollzugsanstalt in Rottweil (Esch). Die Existenz zahlreicher Akteure, das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Interessen und die Beteiligung sowohl des Landes als auch der Kommune sorgen für einen komplexen Konflikt. Dies macht eine umfangreiche Kommunikation erforderlich. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass die beteiligten Akteure (Stadt Rottweil, Bürgerinitiative und Bürgerforum) um die Aufmerksamkeit der Medien konkurrieren. Um diese zu erlangen, versuchen sie, ihre Argumente mit einem bestimmten Deutungshintergrund (also in Form von Frames) in den Medien zu platzieren. Diese Arbeit will herausfinden, welche Frames sich in den Eigenpublikationen der Akteursgruppen sowie in der Berichterstattung finden. Auch wird untersucht, wie die unterschiedlichen Akteure die Berichterstattung bewerten.

Methoden

Für die Studie werden zahlreiche Methoden kombiniert. Zunächst finden Desk Research und leitfadengestützte Intensivinterviews mit den einzelnen Akteursgruppen statt. So kann jeweils die Aufbereitung der Kommunikation und deren zeitlicher Ablauf eingeordnet werden. Darauf aufbauend wird eine Inhaltsanalyse der Online-Kommunikation durchgeführt (Eigenpublikationen der Akteursgruppen und Berichterstattung der beiden Tageszeitungen). Dabei werden die Frames anhand einer Auswertung der Akteure, der von ihnen verwendeten Frames und der dadurch unterstützten Position ermittelt. Die Analyse ist in Bezug auf die Frames dreistufig aufgebaut (Akteur, Frame und Position) und ermittelt das Vorkommen von einzelnen Frameausprägungen. Diese sind in ein Gerüst aus fünf deduktiv hergeleiteten Basisframes und 22 darin enthaltenen induktiv erarbeiteten Unterframes eingegliedert.

Ergebnisse

Die Untersuchungen zeigen, dass die Stadt Rottweil hauptsächlich Frames zu wirtschaftlichen Aspekten (Tourismus und Justizstandort) verwendet. Die Bürgerinitiative setzt hingegen meistens Frames zu Umwelt- und Naturschutz ein (Basisframe Recht / Moral / Ethik). Zudem verwenden beide Gruppen intensiv die häufigsten Frameausprägungen der jeweils anderen Gruppe im Zuge eines Counterframings. Das Bürgerforum verwendet hingegen hauptsächlich die Basisframes Konflikt und Fortschritt.

Es zeigt sich zudem, dass die Vertreter der Stadt Rottweil, des Landes und der Bürgerinitiative ungefähr deckungsgleich mit ihren Frames in den Medien dargestellt werden. Es besteht allerdings eine leichte Tendenz zur Überrepräsentation der als besonders wichtig erachteten Frames. Somit werden sowohl die Befürworter (Stadt und Land) als auch die Gegner (Bürgerinitiative) des Bauprojekts stimmig in den Medien wiedergegeben. Trotz dieser ähnlichen Ergebnisse zeigen sich in der Bewertung der Berichterstattung durch die einzelnen Akteursgruppen deutliche Unterschiede. Während die Befürworter mit ihrer Darstellung in den Medien zufrieden sind, sehen sich die Gegner zu wenig und zudem verzerrt dargestellt.

Die Präsentation finden Sie hier.

Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe

  • Alexandra Baur

  • Ricarda Bohn

  • Jana Brüß

  • Lena Bühler

  • Sina-Helena Gross

  • Marietta Weiß