Herrmann-Hesse-Bahn
Ziele
Ziel des Forschungsprojekts ist eine Analyse des Konflikts um die geplante Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke zwischen Calw und Stuttgart als Hermann-Hesse-Bahn (HHB). Im Fokus der Untersuchung steht die Kommunikation der Akteure sowohl auf Seiten der Befürworter als auch der Gegner des Projekts. Zunächst wird der Konflikt analysiert: Wie ist das Projekt bislang verlaufen? Welche Akteure prägen den Diskurs? Welche Themen stehen im Vordergrund? In welchem Verhältnis stehen die Konfliktparteien zueinander und wie nehmen sie die Kommunikation der anderen Parteien wahr? Darüber hinaus werden die Kommunikationsmaßnahmen der beteiligten Parteien sowie die Medienberichterstattung beleuchtet: Über welche Kanäle kommunizieren die Projektverantwortlichen und welche Inhalte werden in der Medienberichterstattung aufgegriffen? Zuletzt wird die Frage beleuchtet, inwiefern sich hinsichtlich bestimmter Themen einzelne Deutungsmuster (Frames) durchsetzen und ob diese sich im Projektverlauf zwischen 2011 und Ende 2016 verändert haben.
Methoden
Zur Untersuchung der kommunikativen Maßnahmen rund um das Bauprojekt Hermann-Hesse-Bahn wurde eine Kombination aus verschiedenen Methoden gewählt. Zu Beginn fand eine offene Recherche über den Untersuchungsgegenstand statt. Es wurden verfügbare Publikationen der am Bauvorhaben und am Konflikt beteiligten Akteure sowie Medienberichte gesammelt, untersucht und systematisiert. So wurden der Projektverlauf und der Projektstatus sowie relevante Ereignisse und Akteure identifiziert.
Um Bedeutung und Sinn des Handelns der einzelnen Konfliktparteien zu verstehen, wurden darauf aufbauend leitfadengestützte Interviews mit acht zentralen Akteuren geführt – sowohl mit Projektbefürwortern als auch mit -gegnern. Alle Interviews wurden mit Hilfe eines Kategoriensystems qualitativ ausgewertet. Das Kategoriensystem wurde zuvor deduktiv auf Basis der Forschungsfragen entwickelt und vereinzelt induktiv anhand des empirischen Materials vervollständigt.
Die erste Recherche zeigte, dass eine sehr breite und vielfältige mediale Berichterstattung zum Bauprojekt existiert. Es wurde deshalb angenommen, dass die beteiligten Akteure versuchen, ihre subjektiven Deutungsmuster medial durchzusetzen und dadurch die Deutungshoheit zu den Themen rund um die HHB zu gewinnen. Das macht die Medienberichterstattung zum Bauprojekt für die Untersuchung von Frames interessant. Aus diesem Grund wurden insgesamt 184 Artikel aus fünf regionalen Zeitungen mittels eines Codebuchs auf zuvor bestimmte Framebestandteile hin codiert und die dominanten Medienframes anschließend clusteranalytisch bestimmt.
Ergebnisse
Die Konfliktanalyse zum Bauprojekt Hermann-Hesse-Bahn zeigte zunächst, dass es unter den Akteuren zwei deutlich abgrenzbare Lager gibt: die Projektbefürworter, zu denen neben den Vorhabenträgern auch Bürgerinitiativen und das Landesverkehrsministerium gehören, sowie die Projektgegner, zu denen unter anderem Naturschutzverbände, mehrere Bürgerinitiativen sowie die Städte Weil der Stadt und Renningen zählen. Die über den gesamten Untersuchungszeitraum konstanteste Konfliktlinie stellt im Fall der Hermann-Hesse-Bahn die Projektkommunikation selbst dar. Fast alle beteiligten Akteure äußerten sich unzufrieden darüber. Als ein zentraler Grund hierfür konnte ausgemacht werden, dass informelle Beteiligungsmaßnahmen von Seiten der Vorhabenträger insgesamt wenig und vor allem sehr spät eingesetzt wurden. Auf Seiten der Projektgegner entstand so der Eindruck, dass keine ernst gemeinte Diskussion über Alternativen zum geplanten Bauvorhaben möglich war. Dieser Umstand mündete schließlich in Protesten, Demonstrationen und Klagen, die sich gegen das Vorhaben richteten.
Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe
Jaqueline Fernandes dos Santos
Jessica Gehring
Sebastian Gratz
Christopher Markert
Daniel Specht
Lisa Trittler