Franz-Rohde-Haus in Karlsruhe


Ziele

Ziel der Forschung ist eine Analyse des Diskurses um den geplanten Abriss des Franz-Rohde-Hauses in Karlsruhe. Analysiert werden die Rahmenbedingungen, die Kommunikation der beteiligten Akteure sowie die Medienberichterstattung und die öffentliche Wahrnehmung des Konflikts in Karlsruhe. Übergeordnet wird neben dem konkreten Fallbeispiel untersucht, welche Faktoren die Proteste gegen den Abriss von denkmalgeschützten Gebäuden grundsätzlich beeinflussen und was Denkmalschutz für Bürger bedeutet. Anhand der Analyse auf verschiedenen Ebenen sollen Ableitungen für die Verbesserung solcher Konflikte getroffen werden.

Methoden

Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurden fünf Methoden kombiniert. Eine Literaturanalyse diente dazu, aus der Theorie und der bereits vorhandenen Forschung abzuleiten, wieso Denkmalschutz so konfliktreich ist. Zweitens wurden qualitative Leitfadeninterviews mit Denkmalschutzexperten und den am Konflikt beteiligten Parteien (Bürgerinitiative, Evangelische Kirche Karlsruhe, GfK, KULT-Fraktion) geführt. So sollten Informationen über die Makro-Ebene des Konflikts, über die Beweg- und Hintergründe des Konflikts und die Kommunikationsstrategie sowie über neue Perspektiven auf den konkreten Konflikt erlangt werden. Mit Hilfe einer Medienanalyse wurde drittens überprüft, wie die Medien den Konflikt über das Franz-Rohde-Haus dargestellt haben und ob sie dabei ausgewogen berichtet haben. Eine vierte Methode stellte die qualitative Kommunikationsanalyse dar, um zu erfassen, welche Kommunikationsmittel und welcher Kommunikationsstil von den beiden am Konflikt beteiligten Hauptakteuren (Bürgerinitiative und Evangelische Stadtmission) eingesetzt wurden und welche Ziele sie mit dieser Kommunikation verfolgten. Die fünfte Methode war eine quantitative Befragung. Mit deren Hilfe wurden umfassende Erkenntnisse über die Wahrnehmung und Bedeutung des Themas Denkmalschutz, über die Wahrnehmung des Diskurses um das Franz-Rohde-Haus und über die Wahrnehmung der beteiligten Akteure in der Karlsruher Öffentlichkeit gewonnen.

Ergebnisse

Die drei Faktoren Emotionalität, Gesetzgebung und Wirtschaft bedingen, dass leicht Konflikte rund um das Thema Denkmalschutz entstehen können. Auch die Verwaltungsstruktur, die Landesgesetzgebung und die Vorgeschichte einer Stadt können dazu beitragen, dass das Thema Denkmalschutz konfliktbehaftet ist. Denkmäler erfüllen insgesamt sowohl persönlich als auch gesellschaftlich relevante Funktionen. Die Gründe, warum sich die Akteure für das Franz-Rohde-Haus engagieren, sind vielfältig und reichen von einem echten Interesse an dem Erbe des Architekten des Hauses, Otto Bartning, bis hin zu Bedenken um das Erscheinungsbild des Wohnviertels. Nach dem Scheitern der von der Evangelischen Stadtmission angebotenen Kompromisslösung entstand eine kommunikative Blockade. Insgesamt konnten neun zentrale Themen im Rahmen des Konflikts herausgearbeitet werden. Die Bürgerinitiative kommunizierte im Konflikt aktiv und über zahlreiche Kommunikationskanäle und -mittel. Die Evangelische Stadtmission hingegen kommunizierte nicht von sich aus. Die Bürgerinitiative versuchte, in der ersten Kommunikationsphase möglichst viele Personen auf die Thematik aufmerksam zu machen. In einer zweiten Phase versuchte sie, eine bestimmte Zielgruppe zu erreichen und für den Protest zu mobilisieren. Wie sich in der affektiven Inhaltsanalyse herausstellte, kommunizierte die Bürgerinitiative auf eine emotionale Art und Weise (sei es durch den Einsatz von Bildern auf Facebook, diverse Stilmittel oder mittels weiterer emotionaler sprachlicher Elemente). Die Hauptziele der Kommunikation bestanden bei der Bürgerinitiative darin, zu informieren und zum Protest zu mobilisieren. In der lokalen Medienberichterstattung kamen die beiden Hauptakteure überwiegend ausgewogen zu Wort. Alle weiteren Parteien waren den Hauptakteuren deutlich untergeordnet. Der Konflikt um das Franz-Rohde-Haus wurde nicht von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen, drang jedoch zur relevanten Zielgruppe vor. Im Diskurs um das Franz-Rohde-Haus wurde die Bürgerinitiative von den Befragten am aktivsten wahrgenommen.

Die Präsentation finden Sie hier.

Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe

  • Annemarie Eggers

  • Pia Mankel

  • Marina Renz

  • Elena Stabelski

  • Ramona Traub