Flughafen Frankfurt - Bau Terminal 3
Ziele
Selten gehen Großprojekte ohne Konflikte vonstatten. Dies bekam auch der Flughafenbetreiber des Frankfurter Flughafens, die Fraport AG, zu spüren. Nach einer langen Phase samt Mediationsverfahren, gerichtlichen Entscheidungen und einer Vielzahl an Gutachten konnte Deutschlands größter Flughafen im Herbst 2015 mit dem Bau des neuen Terminal 3 beginnen. Obwohl sich das Großprojekt bereits seit drei Jahren in der Bauphase befindet, ist die Kommunikation nicht weniger wichtig geworden. Ziel der Forschungsarbeit war deshalb, die sachliche und soziale Dimension des Konflikts um den Terminal-Neubau während der Bauausführung zu untersuchen. Der Hauptfokus lag dabei auf den kommunikativen Maßnahmen, die die Fraport AG einsetzt, sowie auf deren Bewertung durch die relevanten Stakeholdergruppen. Zunächst wurde die Projekthistorie aufgearbeitet. Dabei wurden Besonderheiten des Konfliktgegenstands herausgearbeitet. Im Anschluss folgte die Identifikation aller beteiligten und betroffenen Akteure sowie ihrer Themen, Interessen und Argumente. Abschließend wurde die Kommunikationsarbeit der Fraport AG und deren Nutzung bzw. Bewertung untersucht.
Die Projektgruppe untersuchte folgende Forschungsfragen:
- Welche Akteure, Themen und Positionen treten im Konflikt um den Bau des Terminal 3 auf?
- Was sind die Kommunikationsziele der Fraport AG? Und welche Themen werden entsprechend gesetzt?
- Wie kommuniziert der Bauherr Fraport in der Bauausführungsphase?
- Wie werden die baubegleitenden Kommunikationsmaßnahmen und -instrumente der Fraport AG genutzt und bewertet?
- Werden die Ziele bei den relevanten Stakeholdergruppen erreicht?
Methoden
Um die genannten Forschungsfragen zu beantworten, wurde ein Methodenmix gewählt. Nach intensiver Recherche wurden zunächst sieben qualitative Leitfadeninterviews mit Vertretern der wichtigsten Stakeholdergruppen – Politik, Medien, Bürgerinitiativen und Fraport – geführt. Ziel war es, deren Standpunkte, Interessen und Argumente in Bezug auf den Bau des Terminal 3 sowie die Beziehungsqualität zwischen den Stakeholdergruppen zu ermitteln. Die Interviews sollten außerdem Aufschluss darüber geben, welche Kommunikationsmaßnahmen der Fraport AG unterschiedliche Stakeholdergruppen nutzen und wie sie diese bewerten. Ein an die Fraport AG angepasstes Leitfadeninterview analysierte ergänzend das Agenda-Setting sowie die Kommunikationsziele seitens des Flughafenbetreibers. Der Vergleich der Leitfadeninterviews machte deutlich, inwiefern die Fraport AG ihre Kommunikationsziele bei unterschiedlichen Stakeholdergruppen erreicht hat und wo Verbesserungspotenziale liegen.
Im Anschluss wurde anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse der zentralen Kommunikationsinstrumente, die während der Bauphase eingesetzt werden, ermittelt, welche Themen und Argumente die Fraport AG in den Mittelpunkt ihrer Kommunikation rund um den Bau des Terminal 3 stellt. Zudem gab die Inhaltsanalyse Aufschluss darüber, welche Hilfsmittel das Unternehmen heranzieht, um die Verständlichkeit dieses komplexen Bauprojekts zu erhöhen.
Ergebnisse
Die Stakeholderanalyse zeigt, dass am Konflikt um den Bau des Terminal 3 ungefähr 120 Akteure beteiligt sind. Diese hohe Zahl kommt vor allem durch das Bündnis von insgesamt 80 Bürgerinitiativen zustande, die in der Region Rhein-Main stark vertreten sind und die Entwicklung des Frankfurter Flughafen schon seit Jahrzehnten begleiten. Während die Projektbefürworter vor allem die Vorteile des Flughafens als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor für die Region sehen, befürchten Projektgegner negative Folgen für die Umwelt und erhöhten Fluglärm. Die Kommunikationsarbeit der Fraport AG wird als solide und professionell, aber auch als distanziert wahrgenommen. Der Fokus der Kommunikation liegt in der Bauphase auf Information – und nicht auf Dialog. Ein Austausch zwischen dem Flughafenbetreiber und den Projektgegnern findet kaum statt. Die Projektgegner zielen dabei ganz auf Protest ab und widersprechen vehement dem unternehmerischen Wunsch nach wirtschaftlichem Wachstum. Ein weiterer Befund ist, dass die Politik – und nicht wie erwartet – die Medien die wichtigste Schnittstelle zwischen den Konfliktparteien bildet.
Anhand der 60 im Rahmen der Inhaltsanalyse untersuchten Beiträge wird deutlich, dass die Fraport AG ihren Fokus stark auf die Online-Kommunikation legt und vor allem mit einer Vielzahl an Visualisierungen arbeitet. Auch hier findet sich ein informativer Kommunikationsstil, der geschmückt mit Metaphern und Vergleichen versucht, das komplexe Großprojekt zu vereinfachen.
Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe
Kathrin Amthor
Thu Huong Duong
Sonja Sartor
Eleni Schlossnikel
Kathrin Schmidtke
Dominique Weinmann