Center Parcs Fränkisches Seenland
Ziele
Die Akzeptanz politischer Entscheidungen bei Bau- und Infrastrukturprojekten ist im Laufe der Zeit nicht mehr allein durch formale Rechtmäßigkeit gegeben, sondern muss auch durch informelle Beteiligungsformate geschaffen werden. Maßnahmen zur Schaffung von Akzeptanz reichen dabei von der reinen Information bis hin zur direkten Demokratie – im Sinne einer Entscheidung durch die Bürger. Kommunikation bei Bau- und Infrastrukturprojekten bewegt sich demnach in einem Spannungsfeld zwischen Information, informeller Beteiligung (Konsultation und Konfliktbearbeitung) und direkter politischer Teilhabe (Bürgerentscheid). Wie sich dieses Spannungsfeld aus Sicht der politischen Entscheidungsträger und aus Sicht der Bürger gestaltet, soll am Fallbeispiel „Center Parcs Fränkisches Seenland“ in Bayern untersucht werden. Ziel der Untersuchung ist es, folgende Forschungsfragen zu beantworten:
- Welche Stakeholder äußern sich in der Öffentlichkeit zum Projekt Center Parcs Fränkisches Seenland und welche Positionierung nehmen sie dabei ein?
- Welche Themen, Argumente und Konflikte werden im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben genannt und von wem werden sie vorgebracht?
- Wie nehmen die Bürger die Informationen, die Kommunikation und die Beteiligung am Bauvorhaben wahr?
Methoden
Das Vorhaben zum Bau einer Ferienanlage im Fränkischen Seenland in der Gemeinde Pfofeld hat seit seiner Bekanntgabe Anfang 2020 großes Aufsehen erregt. In den Fokus der Öffentlichkeit rückte das Projekt vor allem durch den sich regenden Protest vor Ort. Zahlreiche Befürworter sowie Gegner des Projekts haben sich bereits öffentlich zu dem Projekt geäußert. Um die Positionierungen der einzelnen Personen-/gruppen besser beurteilen zu können, wurden leitfadengestützte Interviews mit den wesentlichen Stakeholdern des Bauvorhabens durchgeführt. Darunter sowohl politische Entscheidungsträger, Vorsitzende von Verbänden, Vereinen und Initiativen als auch der Vorhabenträger selbst. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den leitfadengestützten Interviews bildeten im weiteren Projektverlauf die Basis für die Inhalte einer Befragung in der Gemeinde Pfofeld selbst. Die Bürgerbefragung wurde als Vollerhebung pro Haushalt (ca. 700) mit der Möglichkeit der Online- oder Offline-Teilnahme zwischen dem 22. Januar und dem 5. Februar durchgeführt.
Ergebnisse
Sowohl die Experteninterviews als auch die Bürgerbefragung in Pfofeld lieferten klare Ergebnisse, um Maßnahmen zur Konfliktlösung bei Bau- und Infrastrukturprojekten abzuleiten. Bei Bau- und Infrastrukturprojekten dieser Größe sollten vor allem politische Entscheidungsträger frühzeitig, umfassend und persönlich informiert werden, so die Angaben aus den Experteninterviews. Dies ist die Grundvoraussetzung, damit die Entscheidungsträger ihrer Kommunikations- und Informationspflicht gegenüber der Bevölkerung nachkommen können. Auch in der Bevölkerung besteht der Bedarf nach frühzeitiger Information und Beteiligung. Besondere Beliebtheit bei der Beschaffung von Informationen zum Bauvorhaben erfahren regionale Zeitungen, Broschüren des Vorhabenträgers sowie Gespräche mit Freunden und Bekannten. In Sachen Glaubwürdigkeit sind es vor allem lokale politische Institutionen wie der Gemeinderat oder der Bürgermeister, die das höchste Vertrauen bei den befragten Bürgern genießen. Im Sinne einer offenen und transparenten Kommunikation wünschen sich die betroffenen Bürger auch Informationen über mögliche Risiken des Projekts. Im Fokus der Bedenken seitens einiger Bürger stehen vorrangig die Aspekte Natur- und Artenschutz sowie die potenzielle Lärmbelastung. Das hohe Interesse der Befragten an dem geplanten Projekt spiegelt sich schlussendlich auch in dem mehrheitlichen Wunsch der Teilnahme an dem geplanten Bürgerentscheid wider (93 %, n = 201). Dieses Resultat verdeutlicht, dass Formate der direkten Bürgerbeteiligung bei Bau- und Infrastrukturprojekten von großer Relevanz sein können.
Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe
- Anastasija Daut
- Vincent Krapf
- Sarah Otto
- Nina Weinmann