Markdorf - Neue Nutzung des Bischofsschlosses


Ziele

Dem Forschungsprojekt lagen fünf Forschungsfragen zugrunde: Im ersten Schritt analysierten die Studierenden die Entstehung und den Verlauf des Konfliktes rund um den möglichen Umzug des Rathauses in das Bischofsschloss in Markdorf. Weiterhin galt es, die mit dem Projekt verbundenen Stakeholder zu identifizieren, deren Beziehung zueinander zu analysieren und sie je nach Einfluss und Einstellung zum Projekt zu systematisieren. Zusätzlich wurde die Kommunikation analysiert. Auch wurden (Konflikt)Themen erfasst, die von den verschiedenen Stakeholdern in die Debatte eingebracht wurden. Gleichzeitig wurde untersucht, wie die Stakeholder und die Bevölkerung die Kommunikation rund um das Projekt wahrgenommen und bewertet haben. Bei einer öffentlichen Veranstaltung zum Umzug des Rathauses wurde darüber hinaus die Qualität des Diskurses analysiert.

Methoden

Zur Beantwortung der Forschungsfragen setzte die Forschungsgruppe mehrere Methoden ein: Als Basis für die weitere Forschung fand zunächst eine Online-Recherche statt. In sechs Leitfadeninterviews mit den wichtigsten Stakeholdern (pro/contra) erhielten die Studierenden weitere Informationen zu beteiligten Akteuren, zu deren Themen und zur Kommunikation. Am Tag des Bürgerentscheids führten sie einen Exit Poll unter rund 900 Markdorferinnen und Markdorfern durch, um unter anderem die genauen Beweggründe für ihre Wahlentscheidung aufzudecken. Die Qualität des Diskurses bei einer Veranstaltung zum Projekt wurde mithilfe einer Diskurs-Analyse untersucht.

Ergebnisse

Die Analyse der Stakeholder ergab, dass zu den einflussreichsten Projektbefürwortern der Bürgermeister, das Bürgerforum und große Teile des Gemeinderates gehörten. Auf der Seite der Umzugs-Gegner hatten die Initiative Bischofsschloss und die wenigen Projektgegner des Gemeinderates den größten Einfluss auf die Debatte in der Stadt.

Hinsichtlich der Kommunikation kommt die Forschungsgruppe zu dem Schluss, dass die breite Öffentlichkeit zu spät in die Diskussion über das Projekt einbezogen wurde und mögliche Alternativen für die Nutzung des Schlosses nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Nach Bekanntgabe der Umzugspläne und ersten Widerständen wurde die Kommunikation der Befürworter transparenter, sachlicher und professioneller. Sie erschienen besonders im persönlichen Gespräch sehr sicher. Die Gegner hingegen setzten auf eine Polarisierung und Emotionalisierung der Debatte. Von Beginn an waren sie durch den eigenen Internetauftritt sehr professionell aufgestellt.

Die Qualität des Diskurses war bei der untersuchten Veranstaltung zum Projekt insgesamt hoch. Der Dialog war dabei zivilisiert und respektvoll; die Diskutanten untermauerten ihre Positionen mit rationalen Argumenten. Allerdings war kein Beteiligter bereit, von seinem Standpunkt abzurücken.

Mit Blick auf die Wahlentscheidung der Bevölkerung zeigt sich: Die Beweggründe der Befürworter des Projektes waren der Schutz vor Leerstand und Verfall des Schlosses, die dadurch garantierte öffentliche Zugänglichkeit und die für sie nicht vorhandenen Alternativen. Die Gegner nannten vor allem die Kosten für den Umbau des Schlosses, die gewünschte Weiterführung des Schlosses als Hotel mit Gastronomie sowie die mangelnde Mitbestimmung und Responsivität als Gründe für ihre Wahlentscheidung.

Die Präsentation finden Sie hier.

Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe

  • Mareike Offermann

  • Saskia Schulz

  • Petra Schwarz

  • Daniel Setili

  • Leonie Maria Siegle

  • Elisa Weber

  • Ramona Zemanek