Heidelberg: Verlagerung des Ankunftszentrums für Geflüchtete


Ziele

Die Fallstudie zum Diskurs über die Verlagerung des Ankunftszentrums für Geflüchtete in Heidelberg verfolgt im Wesentlichen die Analyse der Akteure und Argumente aus drei Perspektiven: Erstens wird die Öffentliche Darstellung in den Medien untersucht. Dabei werden alle Stakeholder und ihre Diskurskoalitionen identifiziert, die Themenfelder und Konfliktdimension erarbeitet sowie die Dynamik über Zeit analysiert. Zweitens erfolgt die Analyse der Eigendarstellung der Stadt und der Bürgerinitiative BAFF anhand ihrer Eigenpublikationen. Dabei werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den verschiedenen Argumentationsmustern und Konfliktdimensionen dargestellt. Die dritte Perspektive umfasst die Analyse der Insiderdarstellung, um die Erwartungen der Stakeholder an die Beteiligung und die Kommunikation zu untersuchen. Es wird untersucht, welche Themen, Argumente und Akteure aus Sicht der Diskurs-Insider den Konflikt prägen. Abschließend wird ein gesamtheitlicher und vergleichender Überblick über diese drei Perspektiven gegeben.

Methoden

Um die Forschungsfragen zu beantworten, wird eine Methoden-Kombination eingesetzt. Zum einen wird die Öffentliche Darstellung mit einer Diskursnetzwerkanalyse über den Zeitraum vom 01.02.2020 bis zum 26.12.2020 mittels der in diesem Zeitraum erschienenen Zeitungsartikel der Rhein-Neckar-Zeitung, des Mannheimer Morgens sowie in Teilen der Website Heidelberg 24 mit einem induktiv und deduktiv erarbeiteten Codebook erhoben. Zum anderen erfolgt eine Analyse der Eigenpublikationen der zentralen Akteure der Stadt und der Bürgerinitiative BAFF im Zeitraum vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020 mittels einer Diskursnetzwerkanalyse von Pressemitteilungen, Informationsbroschüren oder FAQs. Zuletzt liefern teilstandardisierte Leitfadeninterviews mit insgesamt zehn Gesprächspartnern aus dem Bündnis BAFF, Stadt, Land, Presse und Gemeinderat Erkenntnisse über mögliche Hintergründe, Wahrnehmungen und Erwartungen im Diskurs.

Ergebnisse

Hinsichtlich der Analyse der Öffentlichen Darstellung kann festgestellt werden, dass im weiteren zeitlichen Verlauf zunehmend mehr Akteure im öffentlichen Diskurs auftreten und sich dabei klare Pro- und Contra-Diskurskoalitionen abzeichnen. Zu Beginn des Diskurses dominieren soziale und sachliche Konfliktdimensionen, während gegen Ende der Fokus auf den prozeduralen Konfliktdimensionen liegt. Zugleich findet im Verlauf eine Depolarisierung auf Grund geteilter Argumente statt, die jedoch auf Grund prozeduraler Argumente rund um das Verfahren des Bürgerentscheids wieder in eine vollständige Polarisierung mündet.
In der Analyse der Eigendarstellungen zeigt sich dabei ein größerer thematischer Fokus des Wahlprozederes auf der Seite des Bündnisses BAFF. Zuletzt kann in den Eigendarstellungen eine vollständige Polarisierung und entgegen der öffentlichen Darstellungen keine gemeinsame Argumentationsgrundlage festgestellt werden.
Mittels der Leitfadeninterviews können im Wesentlichen die Erwartungen einer dialog- und lösungsorientierten Beteiligung, die Vermeidung von sozialer Selektivität sowie einer späten „Pseudo“-Beteiligung festgehalten werden. Auch die besondere Rolle der Grünen wird von den Interviewpartnern thematisiert sowie in der Fallstudie als Exkurs behandelt. Insgesamt lässt sich über alle Perspektiven hinweg eine starke Emotionalisierung und Polarisierung des Diskurses feststellen. Eine gemeinsame Faktenklärung stellt ein ausgesprochenes Ziel und mögliches Lösungsinstrument dar. Zuletzt zeigen alle drei Perspektiven, dass das Wahlprozedere und die politischen Konflikte im Gemeinderat teilweise die inhaltliche Diskussion überschatten.

Die Präsentation finden Sie hier.

Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe

  • Tim Dirczka
  • Marco Kutscher
  • Christin Raithle
  • Malte Scholz
  • Tatjana Schürholz
  • Moritz Stumvoll