Der Allgäu Airport. Eine Analyse der Kommunikation im Konflikt um den Ausbau des Regionalflughafens Memmingen und den dafür geplanten Einsatz öffentlicher Gelder
Ziele
Analyse der sachlichen und sozialen Dimensionen des Konflikts um den Ausbau des Regionalflughafens Memmingen sowie der Diskussionen über den Einsatz öffentlicher Gelder für dieses Vorhaben; Beleuchtung des Streitthemas um Regionalflughäfen im Allgemeinen; Aufriss der Konflikthistorie und des Konflikthergangs; Identifikation aller beteiligten Akteure sowie ihrer Interessen und Argumente. Im Fokus steht die Kommunikation der Akteure auf Befürworter- und Gegnerseite: Was sind ihre Ziele, Zielgruppen und Kommunikationsmaßnahmen? Welche Themen greifen sie dabei auf und welche Themen der jeweiligen Gegenseite nehmen sie wahr? Wie sehen sie die Medienberichterstattung über ihre Anliegen und die der gegnerischen Seite? Ein Blick in die Berichterstattung relevanter Printmedien soll zeigen, welche Akteure und Themen tatsächlich aufgegriffen werden und ob wahrgenommene Tendenzen bestätigt werden können. Außerdem soll herausgefunden werden, ob sich in der Medienberichterstattung Frames zum Thema identifizieren lassen.
Methoden
Zur Überprüfung der Forschungsfragen wurde nach intensiver Recherche ein Methoden-Mix angewendet. Zunächst wurden qualitative Leitfadeninterviews mit sechs Befürwortern und fünf Gegnern des Flughafenausbaus durchgeführt, um die Hintergründe, die Kommunikationsarbeit, die Wahrnehmung der Themen der jeweiligen Gegenseite sowie die persönliche Einschätzung der Medienberichterstattung zum Konflikt zu ermitteln. Anschließend diente die quantitative Analyse von 120 Artikeln aus sechs relevanten Printmedien dazu, diese Wahrnehmungen zu überprüfen und zu analysieren, welche Themen und Akteure tatsächlich aufgegriffen wurden. Dabei wurde der Fokus auf die brisante Konfliktphase um die Beantragung und Durchführung eines Bürgerentscheids gelegt (Mai bis November 2015); bei diesem stimmten die Bürger für den Erwerb von Flughafengrundstücken durch öffentliche Gelder, welche somit dem Flughafenausbau zu Gute kommen. Überdies konnten mithilfe einer Clusteranalyse Medienframes bestimmt werden.
Ergebnisse
Es wurden über 30 am Konflikt beteiligte Akteure identifiziert. Diese stammen überwiegend aus dem politischen Bereich. Anwohner, Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen sind vergleichsweise wenig vertreten. Die Akteure versuchen hauptsächlich, die breite Bevölkerung über den Kanal der Massenmedien oder mit Hilfe von Informationsveranstaltungen auf das Thema aufmerksam zu machen und von den eigenen Argumenten zu überzeugen. Sie nehmen sich nicht als einzelne Konfliktparteien wahr, sondern als „Gegner“ und „Befürworter“; als solche sind sie teilweise in übergeordneten Initiativen organisiert. Eine Kommunikation zwischen den Akteuren beider Konfliktparteien findet kaum statt. Dabei werden die von der jeweiligen Gegenseite angesprochenen Themen zum Teil verzerrt wahrgenommen: Die Gegner des Flughafenausbaus bzw. des Einsatzes öffentlicher Gelder empfinden die Medienberichterstattung als tendenziös und sehen sich dabei benachteiligt.
Der Blick in die Medienberichterstattung zeigt: Am häufigsten lässt die Presse in dieser Konfliktphase die Städte, Gemeinden und Landkreise sowie gegnerische Bürgerinitiativen und Verbände, politische Parteien und den Flughafen mitsamt seiner Gesellschafter zu Wort kommen. Ein von einer Regionalzeitung veröffentlichtes Pressegespräch, auf welches viele Akteure in den Interviews Bezug nahmen, war tatsächlich zugunsten der Befürworter gestaltet. Bei der Analyse der Berichterstattung konnten außerdem vier Medienframes identifiziert werden: (1) Frame Push für die Region, (2) Frame Steuerverschwendung, (3) Frame Ungewisse Zukunft des Allgäu Airports, (4) Frame Sinnvoller Einsatz von Steuergeldern.
Mitglieder der studentischen Arbeitsgruppe
Nadine Bojer
Larissa Grodke-Bried
Christina Flierl
Pauline Kynast
Lena Pöppelmeyer